Spiegelwelten (diese Seite befindet sich noch im Aufbau)

Die Rekonstruktion der Geschichte gleicht einem Puzzle mit tausenden von Teilen. Allerdings nicht in dem Sinne, dass man einen Karton mit den vollzähligen Puzzlestücken öffnen und sich beim Zusammensetzen an dem Bild auf der Verpackung orientieren könnte.
Es ist eher so, dass die Puzzlestücke überall verstreut herumliegen man irgendwann feststellen muss, dass viele Puzzlestücke fehlen, nicht mehr ihre ursprüngliche Form haben oder der darauf befindliche Bildausschnitt verändert wurde. Zu allem Überdruss sind auch noch solche Puzzleteile dabei, die da gar nicht in das wahre Bild hineingehören.
Die Herausforderung, vor der wir heute stehen, besteht also darin, die Echtheit der noch vorhandenen (und zugänglichen!) Puzzlestücke zu erkennen und sie zu einem notwendigerweise lückenhaften Bild zusammenzusetzen. Dieses Bild wächst immer weiter und je vollständiger es wird, desto sicherer können wir entscheiden, ob ein neu auftauchendes Puzzlestück in eine der noch vorhandenen Lücken passt oder uns vielleicht nur in die Irre führen möchte.
Das gesagte gilt insbesondere (aber bei weitem nicht nur!) für die weiter zurückliegende Geschichte und ganz besonders für den Bereich der Sagen, Legenden und Mythen. Diese als reine Fantasie abzutun mag in unserer heutigen Zeit als besonders "aufgeklärt" gelten, wird der Sache aber nicht gerecht. In der Regel steckt ein wahrer Kern hinter diesen Erzählungen und diesen herauszuarbeiten ist eine der Aufgaben, denen der Jenseitsspiegel dienen soll.
Zu den vielleicht weniger bekannten Legenden, auf die ich im Laufe meines Lebens gestoßen bin, gehört die Geschichte von der Begegnung des Ritter Hubertus mit den Wesenheit Isais in den Ruinen der Stadt Ninive, der letzten Hauptstadt des Neuassyrischen Reiches. Sie soll jenem dort aufgetragen haben, sich an einem Berg im Norden niederzulassen und dort auf sie zu warten, wo sie ihm Weisungen zur Vorbereitung eines neuen Zeitalters geben würde, das damals noch in ferner Zukunft lag.
Hubertus, der gebürtig aus Linz stammte, begab sich daher nach seiner Rückkehr aus dem Orient zum Ettenberg am Untersberg und errichtete dort eine kleine Komturei, wo er mit seinen Getreuen auf das Wiedererscheinen der Isais wartete.
Diese soll dort um das Jahr 1226 erstmals erschienen sein und den versammelten Rittern über einen Zeitraum von 12 Jahren Wissen offenbart haben, das diese für die kommende Zeit brauchen würden.

An diesem Weiher soll Isais der Legende nach dem Ritter Hubertus erschienen sein.
Lange Zeit befand ich mich bezüglich dieser Legende in einem fortwährenden Konflikt zwischen Gefühl und Verstand. Zum einen berührten die Isais-Gebote (z.B. hier: Isais-Gebote – ThuleTempel) etwas tief in meiner Seele und ich spürte instinktiv, dass sie wahr sein mussten. Auf der anderen Seite nagte der Zweifel, ob die Legende vom Ritter Hubertus und seiner Begegnung mit der Wesenheit Isais möglicherweise nichts weiter als eine moderne Mythenschöpfung war. Insbesondere der in den überlieferten Fassungen auftauchende Name Hubertus Koch erschien mir verdächtig, da Nachnamen in dieser Form zu Beginn des 13. Jahrhunderts ja noch nicht gebräuchlich waren.
Die Gewissheit um den wahren Kern der Legende erhielt ich schließlich vor ein paar Jahren, als ich herausfand, dass Isais in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts nicht nur am Ettenberg, sondern auch an einem weiteren mir sehr vertrauten Ort war, den ich an dieser Stelle noch nicht benennen möchte. Sie sprach dort in einer heute kaum noch wiederzuerkennenden Kapelle u.a. zu den dort ansässigen Mitgliedern des sog. rechten (=spirituellen) Arms des Templerordens.
Nach wie vor fehlten mir jedoch schriftliche Primärquellen zur Verifikation. Sie können sich nach dem gesagten wahrscheinlich vorstellen, wie groß meine Überraschung und meine Freude waren, als ich beim Erscheinen des Buches „Geheime Unterwelt“ von Ingrid und Dr. Heinrich Kusch auf eine Abschrift aus der sog. Ramming-Akte aus dem Wiener Adelsarchiv stieß. Das Original dieser Abschrift stammt aus dem Jahr 1512 und selbst die Abschrift ist mittlerweile über drei Jahrhunderte alt, so dass meine zwischenzeitlich immer wieder aufkommenden Zweifel, dass die Legende vom Ritter Hubertus doch nur eine Schöpfung aus dem frühen 20. Jahrhundert oder gar eine Nachkriegslegende sein könnte, sich schließlich in Luft auflösten.
Der im Buch wiedergegebene Textauszug lautet wie folgt:
„Zum Act Raming ebenso
= Raming ebenso
Roming
Angefertigt für den k.k. Sekr.(etarischen) Staathaltereirath anno 1720
Zur Genealogie: Alle Ram(m)ings stammen ex eadem stirpe (=aus demselben Geschlecht)
Einst freie Bauern mit eigenem Hofe mit 12 Himmeln und Siedlung waren sie in Ramingberg im Pölsthale ansässig, ob dem Murboden; politisch zu Falkenburg, wovon Sigmundt mit dem unterirdischen Volke der Kara in Verbindung gewesen ist. Ex eadem stirpe: Wilhelm von Rammingstein finanzierte den Bau der Feste Rammingstein (anno 1130). Alle geadelten sind seine Nachkommenschaft, hervorzuheben sind folgende Leistungen:
Leistung: Pflege der Kontakte mit den Kara. Aus dem Kontakt mit der Filia Isais entwickelte der Großkompteur Hubertus Ramming (Compturname Koch) die Selbständigmachung der Hochlöblichen Herren vom Schwarzen Steine. Hubertus Großvater war schon Großkompteur bei den Rittern zum Tempel. Seit Hubertus Tod bekleidete abwechselnd jede zweite und dritte Generation dieses Amt, die Namen werden hier bewußt nicht aufgeführt.
Sie haben sich große Verdienste gemacht um Fortkommnis zahlreicher heiliger Stätten.
Die Singer, angeheiratet und die Wurm haben zu St. Stefan zu Wienn so viel beigetragen, das Singertor ist nach dem Singer vom Steinfelde benannt; die Singer ebenso große Geheimnisträger des alten Wissens, das im Steinfelde aufbewahrt wird.
Die Rammings haben die Errichtung der Ablaßkirche zu Wartberg bei Eggenburg beigetragen und sind damit über den dortigen Stein, den Kelch des Wahrers, sowie über die in diesem heiligen Orte in den darunter befindlichen Höhlen als Heilswahrer dahindämmernden Sanadis (= Smadhis). Dort ist der Quell, der alles, was verloren ist oder geht, wiederbringen kann. Die Rammings sind auch Wächter des Weges ins Unterirdische in und um den heiligen Ort Guttaring, sowie über alle Orte, die im deutschzüngigen Raume auf –ing enden, welche mit der unterirdischen Stirps in Verbindung stehen.
Herrmann Gebhard von Rammingstein hat sich mit einem der grünen Kinder der Anderwelt fortgepflanzt, den Botschafter von König Heinrich abgelöst und damit die auch hierzulande florierende Familie der Maltzahn und der Liebenfelser gegründet…“
(Quelle: Kurzauszug aus der Akte Raming, AVA Wien)
Der Großkomtur Hubertus Ramming hatte also den Komturnamen Koch und es wird als seine besondere Leistung gewürdigt, dass er den Kontakt zu Isais pflegte und die Herren vom Schwarzen Stein, die vorher Teil des Templerordens waren, selbständig machte.
Die Ramming-Akte stützt auch in weiteren Details den Wahrheitsgehalt der Legende. So wurde z.B. Hubertus der Erzählung nach „der schwarze Komtur“ oder auch „Rabenhäuptling“ genannt, wobei letztere Bezeichnung auf sein persönliches Wappen zurückgeführt wird, das zwei silberne Rabenköpfe auf schwarzem Grund zeigte. Bei der in der Akte erwähnten Feste Rammingstein handelt es sich offenbar um die Burg Finstergrün bei Ramingstein. Das Wappen der Gemeinde Ramingstein zeigt noch heute einen Raben auf einem Berg (Quelle: Ramingstein – Wikipedia):

Da sich in der Ramming Akte der Satz „Die Rammings sind auch Wächter des Weges ins Unterirdische in und um den heiligen Ort Guttaring“ findet, halte ich es für äußerst bemerkenswert, dass es bei Guttaring einen Übersberg gibt und ich frage mich, ob es von diesem eine Verbindung zum Untersberg gab bzw. gibt?
In der Ablaßkirche zu Wartberg bei Eggenburg, der heutigen Pfarrkirche Wartberg zum hl. Leonhard, befindet sich ein Relief, bei dem ich zum einen an das Bild „Et in Arcadia ego“ von Giovanni Francesco Barbieri und zum anderen an die beiden Bilder „Die arkadischen Hirten“ von Nicolas Poussin denken musste:


Zum ersten der beiden Poussin-Bilder möchte ich an dieser Stelle in einen kurzen Auszug aus dem Buch „Der Weg in die innere Welt“ von A. Beyer wiedergeben: „Im Vordergrund dieses Bildes wird […] der griechische Flussgott Alphaios dargestellt. Dieses Gemälde wird oftmals zum besseren Verständnis des jüngeren Werkes herangezogen. Alphaios soll der Legende nach ein unterirdischer Fluss sein. Er versinnbildlicht jenen Strom alter heidnischer, gnostischer und ketzerischer Traditionen, die durch die Kirche und Obrigkeit von der Oberfläche des gesellschaftlichen Lebens verbannt wurden und im Untergrund das dunkle Zeitalter überdauern, bis sie erneut die Chance erhalten, an die Oberfläche zu treten, damit das alte Wissen der Menschheit erneut zugänglich gemacht werden kann.“
Das passt wie die Faust aufs Auge zu dem, was in der Ramming-Akte über die Ablaßkirche zu Wartberg steht:
„Die Rammings haben die Errichtung der Ablaßkirche zu Wartberg bei Eggenburg beigetragen und sind damit über den dortigen Stein, den Kelch des Wahrers, sowie über die in diesem heiligen Orte in den darunter befindlichen Höhlen als Heilswahrer dahindämmernden Sanadis. Dort ist der Quell, der alles, was verloren ist oder geht, wiederbringen kann. Die Rammings sind auch Wächter des Weges ins Unterirdische in und um den heiligen Ort Guttaring, sowie über alle Orte, die im deutschzüngigen Raume auf –ing enden, welche mit der unterirdischen Stirps in Verbindung stehen.“
Wir alle kennen die Redewendung "die Kirche im Dorf lassen", um zum Ausdruck zu bringen, dass eine Sache mit Maß betrachtet und nicht übertrieben werden soll. Nun gibt es aber Kirchen, die gar nicht in einem Dorf stehen, sondern weit außerhalb und dazu gehört auch die Ablaßkirche zu Wartberg bei Eggenburg.
In der Regel handelt es sich hierbei um Wallfahrtskirchen und wir wissen heute (wieder), dass diese oftmals auf alten Kraftorten oder vorchristlichen Heiligtümern errichtet wurden.
Nicht zuletzt den Arbeiten von H. und I. Kusch ist es zu verdanken, dass wir noch einen weiteren Aspekt kennen, der bei der Standortwahl eine Rolle gespielt haben könnte: einen Zugang nach unten zu markieren und zu schützen. Der oben zitierte Auszug aus der Ramming Akte legt diesen Schluss im Fall der Eggenburg-Kirche zumindest nahe.
Wir werden uns mit dieser Thematik in einem gesonderten Beitrag auseinandersetzen, in dem auch auf den Zusammenhang zwischen außergewöhnlichen Himmelserscheinungen im 16. Jahrhundert und dem Auftrag der Kirche, unterirdische Anlagen wie die 12-Apostel-Zeche in Klosterneuburg zu verfüllen, einzugehen sein wird.
In diesem Beitrag soll es jedoch um den Zusammenhang der Eggenburg-Kirche mit der Ettenberg-Kirche gehen, genauer gesagt der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung am Ettenberg.
Wie die Eggenburg-Kirche steht auch die Ettenberg-Kirche fernab vom nächsten Ort auf einem Hügel:

Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Ettenberg)
Aus dem obigen Auszug aus der Ramming Akte können wir entnehmen, dass die Rammings, also die Familie, aus der auch der Ritter Hubertus mit dem Komturnamen Koch stammt, zur Errichtung der Ablaßkirche zu Wartberg bei Eggenburg beigetragen haben.
Am Ettenberg wiederum soll Isais dann über mehrere Jahre hinweg dem Ritter Hubertus Wissen übermittelt haben. Wenn es darum geht, Wissen weiterzugeben und zu bewahren, denken wir heute in erster Linie an Dokumente und Bücher. Es gab und gibt jedoch auch andere Formen der Wissensweitergabe und dazu gehören auch Bauwerke wie Kirchen und die Bilder in diesen. Auch hiermit werden wir uns noch näher auseinandersetzen, wenn es um das Rätsel des vor 90 Jahren verschwundenen Genter Altarbildes geht.
Hier in diesem Beitrag soll es jedoch, die der Titel bereits nahelegt, um Spiegelungen gehen sowie darum, ob in der Ettenberg-Kirche Anspielungen und Hinweise auf die Isais-Legende zu finden sind. Wir werden sehen, dass dies der Fall ist und die Ettenberg-Kirche in gewisser Weise eine Spiegelung der Eggenburg-Kirche darstellt.
Fortsetzung folgt...
Erstelle deine eigene Website mit Webador